Wir haben eine äußere Haut, die eine Hornhaut darstellt. Sie schützt uns vor mechanischen Schäden, zum Beispiel wenn wir stürzen und uns dabei eine Schürfwunde zuziehen. Schnell wird die Wunde mit Schorf bedeckt, um darunter auszuheilen. Die Haut schützt auch vor schädlichen Strahlen.

Wir haben aber auch eine innere Haut, die viel größer ist als die äußere Haut. Es handelt sich um eine Schleimhaut, die sich aufteilt zwischen Bronchien, Urogenitalsystem und Darm. Schleimhaut schützt gegen Bakterien. Was ist besonders an der Schleimhaut? Sie produziert Schleim. Schleim ist glitschig und hält Bakterien ab, da er eine wasserabweisende Oberfläche hat. Dies liegt daran, dass Schleim ein körpereigenes Fett enthält, welches Wasser nicht eindringen lässt. Dieses Fett wird an das Schleimprotein gebunden, welches eine starke negative Ladung hat. Das körpereigene Fett im Schleim ist das Lecithin und der chemische Begriff hierfür ist Phosphatidylcholin. Es besitzt einen positiv geladenen Kopf, der sich an die negative Ladung des Schleimproteins anhaftet. Die beiden im Lecithin enthaltenen Fettsäuren strecken sich dann zum Darmlumen hin aus, um so eine wasserabweisende Oberfläche zu bilden. Perlschnurartig liegt ein Fettkügelchen neben dem anderen und kleidet somit die gesamte Darmwand aus. Das Lecithin kommt aus den Blutgefäßen, wandert ins Gewebe, verteilt sich zwischen den Darmzellen und wird dann aktiv über eine Schranke/Schleuse in den Schleim des Darms abgegeben. Dieser komplizierte Transportmechanismus bedarf einer ausreichenden Sauerstoffzufuhr. Da die Einnahme von Acetylsalicylsäure (Aspirin) und Ibuprofen die Sauerstoffversorgung des Gewebes unterdrückt, kann schon durch die Einnahme dieser Medikamente eine Schleimschädigung auftreten. Bei bestimmten Darmentzündungen, wie zum Beispiel der Colitis ulcerosa, ist der Transport dieses Fettes in den Schleim – wahrscheinlich genetisch bedingt- so gestört, dass es dort nur zu 30 % im Vergleich zu normalen Menschen nachweisbar ist. Somit ist der Schleim bei diesen Patienten besonders porös und anfällig gegenüber der Invasion von Darmbakterien. Da es auch Darmbakterien gibt, die sich von diesem Phosphatidylcholin (Lecithin) ernähren und es deshalb dem Schleim entziehen, kann die Konzentration dieses Schleimfettes noch weiter abfallen und schließlich zur Entzündung führen. Darmentzündungen kommen aber nicht nur bei den schwer verlaufenden chronisch entzündlichen Darmerkrankungen vor, sondern sind möglicherweise auch Mitursache des Reizdarms, welcher sehr häufig ist. Eine Verdichtung des Schleims durch Zufügen von Lecithin stärkt deshalb die Schleimbarriere gegenüber Bakterien. Außerdem wurde gezeigt, dass Lecithin antientzündlich wirkt. Schließlich können die aggressiven Bakterien im Darm durch die Gabe von Lecithin befriedigt werden und greifen den Schleim nicht weiter an. Deshalb ist es das Ziel, durch Gabe von Lecithin den Darmschleim zu festigen und die Barriere gegenüber den Bakterien abzudichten. Nimmt man normales Lecithin ein, wird es komplett in den Körper aufgenommen und kommt nicht im Darm an, selbst wenn es die Magenpassage übersteht. Dagegen kommt ein im Darm freigesetztes Lecithinpräparat tatsächlich an der Außenseite des Schleims im unteren Darm an, wo es zum Schutz gegen die Bakterien benötigt wird. Nur ein optimal verpacktes Lecithin (zB verpackt in eine Kapsel oder als Granulat), welches widerstandsfähig gegen die Verdauungsenzyme ist, kann im unteren Darm freigesetzt werden und den Schleim festigen. Eine solche Kapsel-Ummantelung hat den Nachteil, dass diese aufgrund ihrer Größe länger im Magen verweilt, da der Magenausgangsmuskel sie zurückhält. Dies könnte ihre Verfügbarkeiten im Dünndarm stören. Die Verpackung des Lecithins in Granulat-Darreichung ist optimaler, wenn dieses Granulat mit einem Überzug versehen ist, welcher die Verdauungsenzyme nicht heranlässt. Ein solches Granulat wurde in mehreren Studien geprüft. Die Darmentzündung (Colitis ulcerosa) konnte dadurch tatsächlich deutlich unterdrückt werden. Das Verpackungsmaterial für diese Körnchen wird auch bei verschiedenen anderen Applikationen eingesetzt. Bis auf erträgliche Blähungen wurden diesbezüglich keine wesentlichen Nebenwirkungen festgestellt.